Eine deutsche Südseeballade
In »Imperium« erzählt Christian Kracht eine Aussteigergeschichte in den deutschen Kolonien der Südsee, indem er virtuos und gut gelaunt mit den Formen des historischen Abenteuerromans eines Melville, Joseph Conrad, Robert Louis Stevenson oder Jack London spielt.
Die Welt wollte er retten, eine neue Religion stiften, gar ein eigenes Reich gründen - eine Utopie verwirklichen, die nicht nur ihn selbst, sondern die Menschheit erlöst, fernab der zerstörerischen europäischen Zivilisation, die gerade aufbricht in die Moderne und in die Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Doch in der Abgeschiedenheit der Südsee, in einer Kolonie des wilhelminischen Deutschland, gerät ein von einem vegetarischen Spleen besessener Sonnenanbeter in eine Spirale des Wahnsinns, die die Abgründe des 20. Jahrhunderts ahnungsvoll vorwegnimmt.In seinem vierten Roman zeichnet Christian Kracht die groteske, verlorene Welt von Deutsch-Neuguinea, eine Welt, die dem Untergang geweiht ist und in der sich doch unsere Gegenwart seltsam spiegelt. Zugleich aber ist Christian Krachts »Imperium« eine erstaunliche, immer wieder auch komische Studie über die Zerbrechlichkeit und Vermessenheit menschlichen Handelns.
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Bewertung aus dem buch7-Team: Isabella Sadlo
Der Nürnberger August Engelhard gehörte sehr wahrscheinlich zu den bizarrsten Vertretern der großen Lebensreform-Bewegung, die sich zur vorletzten Jahrhundertwende in verschiedensten Ansätzen aufmachte, der Industriegesellschaft eine neue Kultur, ja, einen neuen Menschen entgegenzusetzen. Wie viel gibt es da zu entdecken! Fast alles, was heute zum Themenspektrum der Kulturkreativen zählt, wurde schon vor mehr als hundert Jahren ausgeheckt und ausprobiert. August Engelhards ganz spezielle Vision spann sich dabei um die Utopie eines »Sonnenordens«, einer Gemeinschaft von streng vegetarisch lebenden Nudisten, die er in seinem Buch »Eine sorgenfreie Zukunft« ausmalte. 1902 machte er mit seiner Ideologie ernst, schiffte sich in die kaiserliche Kolonie im Pazifik, genauer, nach Neupommern in Deutsch-Neuguinea, ein und erstand dort das kleine Eiland Kabakon mit seiner Kokosplantage. In Engelhards krudem Gedankengebäude spielte diese Nuss die Hauptrolle; wer sie esse, verzehre quasi Sonnenlicht, esse also Gott – und werde zu Gott. Mehr als diese Nahrung brauche der Zukunftsmensch nicht. Mittels im europäischen Deutschland geschalteten Anzeigen sowie der Veröffentlichung eines »Kokos-Evangeliums« gewann er tatsächlich zwei Dutzend Anhänger für das »barbarisch«-einfache, gottgefällige Leben am Äquator. Allerdings sollte die neureligiöse Gemeinschaftskolonie recht bald an ihren Widersprüchen, Naivitäten und Unvollkommenheiten zerschellen – und auch die totale Kokosdiät erwies sich irgendwann als gefährliche Mangelernährung.
Christian Kracht hat die ohnehin schon unglaubliche Story um Engelhard aufgegriffen und auf köstliche, bitter-böse Art zu seinem vierten Roman aufbereitet. Nicht alle Handlung orientiert sich darin strikt an den Überlieferungen vom realen Kleinstimperium Engelhards. Doch wem Authentizität wichtiger ist als ein äußerst packendes Lesevergnügen, der mag die Fakten um den Ritter der Kokosnuss im Netz recherchieren. Krachts Erzähler jedenfalls rollt die Begebenheiten in amüsant halbironischem Ton auf. Mitunter verfällt er dabei in manieristische Ausdrucksweisen aus der Zeit Kaiser Wilhelms; obwohl oft recht kompliziert, lesen sich seine Sätze immer mit Freude. Und nicht erst auf den letzten Seiten, als der – durchaus wohlwollend dargestellte – Gutmensch sein kolossales Scheitern erlebt, überkommt einen das Gefühl, einen echten, einen wirklich guten T.C. Boyle in den Händen zu halten.
Eine Rezension aus der Zeitschrift Oya (www.oya-online.de) von Jochen Schilk, verfügbar unter der Lizenz »CC BY-NC-SA«.
Christian Kracht, 1966 in der Schweiz geboren, zählt zu den modernen deutschsprachigen Schriftstellern. Seine Romane »Faserland«, »1979«, »Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten«, »Imperium«, »Die Toten« und »Eurotrash« sind in über 30 Sprachen übersetzt. 2012 erhielt Christian Kracht den Wilhelm-Raabe-Preis, 2016 den Schweizer Buchpreis und den Hermann-Hesse-Literaturpreis.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3462041316 |
10-stellige ISBN | 3462041312 |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch GmbH |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 06. Februar 2012 |
Seitenzahl | 256 |
Format (L×B×H) | 21,1cm × 13,4cm × 2,8cm |
Gewicht | 378g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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