Ein Haus. Ein Jahrhundert. So viele Lebensgeschichten.
Alle sind sie untereinander und schicksalhaft mit dem ehemals roten Wedding verbunden, diesem ärmlichen Stadtteil in Berlin. Mit dem heruntergekommenen Haus dort in der Utrechter Straße. Leo, der nach 70 Jahren aus Israel nach Deutschland zurückkehrt, obwohl er das eigentlich nie wollte. Seine Enkelin Nira, die Amir liebt, der in Berlin einen Falafel-Imbiss eröffnet hat. Laila, die gar nicht weiß, dass ihre Sinti-Familie hier einst gewohnt hat. Und schließlich die alte Gertrud, die Leo und seinen Freund Manfred 1944 in ihrem Versteck auf dem Dachboden entdeckt, aber nicht verraten hat. Regina Scheer, die großartige Erzählerin deutscher Geschichte, hat die Leben ihrer Protagonisten zu einem literarischen Epos verwoben voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme.
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Käufer-Bewertung: Winfried Stanzick
Regina Scheer, Gott wohnt im Wedding, Penguin 2019, ISBN 978-3-328-60016-9
Schon zuvor sei es gesagt: der neue Roman von Regina Scheer ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk. Noch besser als in ihrem ersten Roman „Machandel“ gelingt es ihr, Gegenwart und Vergangenheit auf dem Hintergrund deutscher Geschichte am Beispiel von Einzelschicksalen miteinander zu verknüpfen.
Auf über 400 Seiten geht es um ein Haus im Berliner Stadtteil Wedding und seine Geschichte im 20. Jahrhundert und in den ersten 15 Jahren des 21. Jahrhunderts. Die Lebensgeschichten der Menschen, die mit diesem Haus verknüpft sind, sind alle quasi schicksalhaft miteinander verbunden und erzählen eindrucksvoll von deutscher, jüdischer und ziganer Vergangenheit und Gegenwart.
Leo Lehmann kehrt nach 70 Jahren, die er in Israel in einem Kibbuz gewohnt hat, zusammen mit seiner Enkel Nira nach Berlin zurück, um mit seinem Anwalt Ansprüche nach Rückgaben von Eigentum zu klären, das seiner Familie von den Nazis gestohlen wurde. Eigentlich wollte er nie wieder zurückkehren, doch nun steht er vor dem Haus in der Utrechter Straße im ehemals roten Wedding und erinnert sich. Während die Autorin Leo während seines Aufenthaltes seine ehemalige Heimat erkunden lässt und in vielen Rückblicken nicht nur seine Geschichte erzählt, sondern auch die seines ebenfalls jüdischen Freundes Manfred, verliebt sich seine Enkelin Nira in Amir und wird am Ende ihren Großvater nicht mehr zurück nach Israel begleiten.
In dem alten Haus, das von Spekulanten heruntergewirtschaftet wurde, wohnt noch die über neunzigjährige Gertrud, die mit der Geschichte von Manfred und Leo während der Nazizeit eng verbunden ist. Auch sie wird sich in vielen Rückblicken erinnern. Der Roman ist so konstruiert, dass sich Leos und Gertruds Erinnerungen fast zwangsläufig aufeinander zu bewegen.
Doch nicht nur dieser Strang jüdischer Verfolgungsgeschichte durchzieht das Buch, sondern auch die der Sinti und Roma. Laila, die seit einiger Zeit in dem verfallenden Haus wohnt, lernt erst im Laufe des Buches, dass ihre Sintifamilie einst auch in diesem Haus gewohnt hat.
Regina Scheer ist deren Verfolgungsgeschichte bis auf den heutigen Tag (in dem Haus wohnen aktuell viele Sinti und Roma aus Rumänien und Bulgarien, die sich in Berlin ein bessere Leben erhoffen und schamlos ausgebeutet werden) sehr wichtig und sie nimmt neben den Erinnerungen von Leo und Gertrud sehr viel Platz ein. Tatsächlich ist dieser Roman der erste dieser Art, der mir zur Kenntnis gelangt ist, der den Sinti und Roma in Vergangenheit und Gegenwart eine angemessene Würdigung zukommen lässt.
All diese Geschichten bündeln sich in einem Haus, das Regina Scheer durch einen literarischen Kunstgriff immer wieder selbst von seiner bewegten Geschichte und die ihrer unterschiedlichen Bewohner in Vergangenheit und Gegenwart erzählen lässt. All diese Leben hat Regina Scheer zu einem großen literarischen Epos verwoben, ein Epos voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme.
Es sind diese vielen unterschiedlichen Menschen, die sich trotz allem etwas bewahrt haben von ihrer tiefen Menschlichkeit, die den Leser berühren und bewegen.
Ein großer Roman, vielschichtig konstruiert und mit viel Herzblut geschrieben. Mit diesem Buch empfiehlt sich Regina Scheer schon jetzt für eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2019.
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Regina Scheer, 1950 in Berlin geboren, studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität. Von 1972 bis 1976 arbeitete sie bei der Wochenzeitschrift «Forum». Danach war sie freie Autorin von Reportagen, Essays und Liedtexten und Mitarbeiterin der Literaturzeitschrift «Temperamente». Nach 1990 wirkte sie an Ausstellungen, Filmen und Anthologien mit und veröffentlichte mehrere Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte. Für ihren ersten Roman «Machandel» erhielt sie 2014 den Mara-Cassens-Preis.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3328600169 |
10-stellige ISBN | 3328600167 |
Verlag | Penguin Verlag |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 25. März 2019 |
Seitenzahl | 416 |
Format (L×B×H) | 22,1cm × 14,7cm × 3,5cm |
Gewicht | 586g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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