Leda ist fast fünfzig, geschieden, sie unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Die erwachsenen Töchter sind jetzt beim Vater in Kanada, und Leda muss sich eingestehen, dass sie statt der erwarteten Sehnsucht vor allem Erleichterung empfindet. Den heißen Sommer verbringt sie in einem süditalienischen Küstenort: Bücher, Sonne, das Meer, was könnte friedlicher sein? Am Strand macht sich neben ihr allerdings eine übermütig lärmende neapolitanische Großfamilie breit, darunter eine noch junge Mutter und deren kleine Tochter. Leda beobachtet die beiden über Tage, zunächst fasziniert, wohlwollend. Allmählich aber schlägt ihre Stimmung um, irgendwann folgt sie einem Impuls und tut dem kleinen Mädchen und der Familie etwas Unbegreifliches an. Und wird selber heimgesucht, von lange verdrängten Erinnerungen - an gravierende Entscheidungen, die sie zu treffen hatte, ganz zum Leidwesen ihrer eigenen Töchter ...
Was bedeutet es, eine Frau und Mutter zu sein? Mit frappierender Ehrlichkeit ergründet Elena Ferrante die widersprüchlichen Gefühle, die uns an unsere Kinder binden.
Die hier angegebene Schätzung beruht auf dem durchschnittlichen Fördervolumen der letzten Monate und Jahre. Über die Vergabe und den Umfang der finanziellen Unterstützung entscheidet das Gremium von buch7.de.
Die genaue Höhe hängt von der aktuellen Geschäftsentwicklung ab. Natürlich wollen wir so viele Projekte wie möglich unterstützen.
Den tatsächlichen Umfang der Förderungen sowie die Empfänger sehen Sie auf unserer Startseite rechts oben, mehr Details finden Sie hier.
Weitere Informationen zu unserer Kostenstruktur finden Sie hier.
Käufer-Bewertung: Winfried Stanzick
Elena Ferrante, Frau im Dunkeln, Suhrkamp 2019, ISBN 978-3-518-42870-2
Nach dem großen Erfolg der „Neapolitanischen Saga“ veröffentlicht der Suhrkamp Verlag nun auch die früheren Romane der von Anfang unter dem Alias Elena Ferrante schreibenden italienischen Schriftstellerin.
Ihr 2006 in Italien erschienener Roman „La figlia obscura“ wurde schon 2007 unter dem Titel „Frau im Dunkel“ von DVA einem deutschen Publikum vorgestellt, mit wenig Resonanz. Dies wird nun nach der Saga anders sein, wenn Suhrkamp nach „Lästige Liebe“ auch „Frau im Dunkeln“ präsentiert.
Wieder erzählt eine Frau im mittleren Alter aus ihrem Leben. Leda ist 49 Jahre alt, ist geschieden und unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Ihre schon erwachsenen Töchter leben seit etlicher Zeit beim Vater in Kanada, wo er seit langem arbeitet und lebt.
Schon kurz nachdem sie zum Vater und zum Studieren nach Kanada gingen und sich von der Mutter trennten, spürte diese nicht die erwartete Sehnsucht nach ihren Töchtern, sondern hauptsächlich und vor allem große Erleichterung, etwas Schweres endlich losgeworden zu sein.
Die ich-erzählende Leda verbringt ihre Sommerferien in einem süditalienischen Küstenort und freut sich auf Sonne, Meer und viel Erholung mit ihren Büchern.
Doch schon bald macht sich am Strand ganz in ihrer Nähe eine aus Neapel (!) stammende Großfamilie breit, mit all den Geräuschen und dem Lärm, den das mit sich bringt. Teil dieser Großfamilie sind eine junge Mutter und deren kleine Tochter. Tagelang nun wird Leda tagsüber am Strand diese beiden beobachten und sich ihre Gedanken dazu machen. Zunächst sind diese wohlwollend, stellenweise sogar fasziniert von der innigen Beziehung zwischen Mutter und Tochter, etwas was Leda, sich immer wieder an ihre Vergangenheit erinnernd, so nicht kannte in ihrer Kindheit und dann in ihrem eigenen Mutterdasein. Nach einigen Tagen jedoch spürt sie, wie ihre Stimmung umschlägt, wie sich eine Mischung aus Neid, Zorn und Enttäuschung Bahn bricht und einem unverständlichen Impuls folgend tut Leda dem kleinen Mädchen und mit ihm der ganzen Familie etwas an. Unbegreiflich für sie selbst und erst recht den Leser, wächst sich ein zunächst wie eine Lappalie aussehender Vorgang zu einer regelrechten Katastrophe aus.
Wie ist es dazu gekommen? Die schöne junge Mutter Nina ist für Leda ein Sinnbild für ihre eigene, nie erlebte Mutter. Und deren kleine Tochter Elena, die Nina über alles liebt, ist quasi Ledas Alter Ego. Und die Puppe Elenas, die Leda verschwinden lässt und Tochter und Mutter damit unendlichen Kummer zufügt, ist sozusagen das entscheidende Bindeglied.
Elena Ferrante spielt in ihrem neuen Roman mit dem aus der Psychologie bekannten mehrgenerationalen Konflikt. Überzeugend zeigt sie am Beispiel Ledas, wie negative Verhaltensmuster aus der Vergangenheit sich zwanghaft wiederholen können und dabei das eigene Glücksempfinden verhindern und Beziehungen zerstören.
Zirkulär erzählend, den Anfang des Buches als Fortsetzung des Endes beschreibend, lässt Elena Ferrante mit einer unglaublichen emotionalen Kraft ihre Protagonistin die Erlebnisse ihrer Vergangenheit berichten, die die junge Mutter und ihre Tochter in ihr auslösen. Es ist nicht leicht für sie, wie sie am Anfang sagt: „Die Dinge, die wir selbst nicht verstehen, sind am schwierigsten zu erzählen.“
Und was zu Beginn ihres Urlaubs voller Zuversicht begonnen hat, endet dramatisch: Elena Ferrante beschreibt Leda, die doch so vernünftige scheinende intellektuelle Frau, als eine psychisch zutiefst gestörte Persönlichkeit.
Der bewegende, ja erschütternde Roman stellt ohne Rücksichtnahme die Frage, was es eigentlich bedeutet, eine Frau und Mutter zu sein. Mit großer Ehrlichkeit geht Ferrante in die Tiefe und ergründet die widersprüchlichen Gefühle, die eine Mutter an ihre Kinder binden können.
Von Leda und ihre literarischen Schöpferin unkommentiert, denkt der Leser/die Leserin lange über den letzten Satz des Buches nach, als Leda sagt: „Ich bin tot, aber es geht mir gut.“
Ein eindringlicher Roman und eine nachdenkliche Parabel über das Leben moderner Frauen.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Elena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre vierbändige Neapolitanische Saga bestehend aus Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes ist ein weltweiter Bestseller. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag auch Ferrantes frühere Romane Lästige Liebe, Tage des Verlassenwerdens und Frau im Dunkeln, sowie der Band Frantumaglia, der Briefe, Aufsätze und Interviews versammelt.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3518428702 |
10-stellige ISBN | 3518428705 |
Verlag | Suhrkamp Verlag AG |
Sprache | Deutsch |
Originalsprache | Italienisch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 11. Februar 2019 |
Seitenzahl | 187 |
Originaltitel | La figlia oscura |
Format (L×B×H) | 21,2cm × 13,0cm × 2,3cm |
Gewicht | 342g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
Mehrwertsteuer | 7% (im angegebenen Preis enthalten) |
Belletristik - Erzählende Literatur
Alle angegeben Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer.
Auch hier werden natürlich 75% des Gewinns gespendet.
Gutschein kaufen
Vielen Dank, dass Sie so eine nette Alternative zu Amazon anbieten.
Kathrin H. aus Barsbüttel
Ich freue mich jedesmal, wenn ich Ihre Website öffne, dass es Sie gibt, neben all den Raffgeiern in der Wirtschaft. Als mich ein Freund, auf Ihre Seite aufmerksam machte, war ich erstaunt, dass es Menschen wie Sie gibt.
T.B.
Also Ihr Engagement und Service berühren mich echt, vor allem diese prompte Kommunikation. Das hat heute schon Seltenheitswert!
Urlsula G. aus Heidelberg
Sie können sich sicher sein, dass ich wieder bei buch7.de einkaufen werde. Ich finde die Geschäftsidee toll und bin mit dem Service äußerst zufrieden.
Simone S. aus Betzigau
Wie lange habe ich darauf gewartet! Mir war das Buch Bestellen bei Amazon schon lange unheimlich. Und dann begegnet mir buch7. Eine Bestellmöglichkeit, die komfortabel, transparent, ehrlich und sozial engagiert ist. Was für eine Freude!
Stefan A.