Von der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59
»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben
Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.
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Käufer-Bewertung: Inge Weis
Die verschwiegene Schuld. Annette Hess nimmt sich in ihrem Debütroman gleich ein Thema von Gewicht vor: das Verdrängen des Holocausts und den ersten Auschwitz-Prozess von 1963. In "Deutsches Haus" kommen für die Heldin unangenehme Wahrheiten ans Licht. Eva Bruhns muss in der Gastwirtschaft ihrer Eltern oft mit anpacken. Wenn es abends voll ist, kommt Vater Ludwig am Herd in der Küche ins Rotieren und Mutter Edith mit dem Servieren kaum hinterher. Die beiden rackern sich ab, damit es wieder aufwärts geht mit der Familie im Wirtschaftswunder-Deutschland. Und Eva rackert mit. Aber die kleinbürgerliche Welt ihrer Eltern ist längst nicht mehr ihre. Eva hat keine Lust, einmal das "Deutsche Haus" zu übernehmen, das der ganze Lebensinhalt ihrer Eltern ist. "Deutsches Haus" spielt in den 1960er-Jahren in Frankfurt, zu Beginn der Auschwitz-Prozesse, bei denen nicht mehr wie in Nürnberg führende Kriegsverbrecher angeklagt waren, sondern in der Öffentlichkeit weniger bekannte Täter, die im größten Vernichtungslager der Nazis am Massenmord an den Juden beteiligt waren. Eva Bruhns ist Dolmetscherin und die starke Hauptfigur in diesem Roman. Sie übersetzt die Aussagen der Polnisch sprechenden KZ-Überlebenden. Ihre Eltern, Wirte im Gasthof Deutsches Haus, sind wie ihr zukünftiger Verlobter gegen diese Anstellung. Das Thema sei nichts für eine junge Frau. Doch Eva widersetzt sich der Haltung ihrer Eltern, folgt ihrem Gefühl und nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird. Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Generalstaatsanwalt Fritz Bauer will die deutsche Öffentlichkeit aufrütteln, die SS-Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die Opfer zu Wort kommen lassen. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, wird als Dolmetscherin zu den Zeugenbefragungen hinzugezogen und ist von den Aussagen der Opfer schockiert. Und plötzlich muss sich Eva ganz persönliche Fragen stellen und muss sich entscheiden: Mache ich mit? Beuge ich mich? Oder widersetze ich mich? Warum erzählen ihre Eltern nie von ihrer Zeit in Polen? Und warum interessiert sich ihr Verlobter Jürgen nicht für die Vergangenheit? Eva wird nicht nur mit schrecklichen Details des Holocausts konfrontiert, sondern gleichzeitig mit einem Teil der deutschen Geschichte, der damals noch kaum bekannt ist, weil die Gesellschaft nichts von ihm wissen will. Nähmlich, das Verschweigen der Verbrechen gegenüber den Juden und das Davonkommenlassen der Verantwirtlichen. Genau darum geht es in "Deutsches Haus" und Eva steht stellvertretend für diejenigen, die diesen verlogenen Umgang mit der deutschen Geschichte nicht hinnehmen wollen. Am Schluss erfährt sie, dass das Verdrängen und Verleugnen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte ist, dass ihr Vater, der rückenkranke Gemütsmensch, bei der SS war und sie als kleines Kind in Auschwitz gewohnt hat, wo er als Koch im KZ arbeitete. "Deutsches Haus" ist eine Geschichte in Zeiten der Entscheidung - berührend, lebensnah, historisch genau. Mut, Verzweiflung, Verrat und Liebe im Zeichen des Auschwitz-Prozess: bewegend schildert Annette Hess die deutsche Jahrhundert-Tragödie und den Weg einer Familie, deren Mitglieder so unterschiedlich sind, wie Menschen nur sein können. Klug und wahrhaftig beschreibt die Autorin Menschen, die sich in schweren Zeiten bewähren müssen und die doch einfach so sind wie wir.
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Käufer-Bewertung: Hennie
»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben
Die vielfach ausgezeichnete Annette Hess legt mit „Deutsches Haus“ ihren ersten Roman vor, der am 21.09.2018 im Ullstein-Verlag erschien. Sie ist vornehmlich als Drehbuchautorin tätig. Sehr erfolgreich liefen die Serien "Weissensee", "Ku'damm 56" und Ku`damm 59“ im Fernsehen, in denen Nachkriegsdeutschland schon das Thema war. Im Roman "Deutsches Haus" widmet sich die Autorin der westdeutschen Vergangenheitsbewältigung.
Die überwiegende Handlung spielt in Frankfurt im Jahr 1963. Der erste Auschwitz-Prozess wird vorbereitet. Durch einen Zufall kommt die junge Eva Bruhns, eine gelernte Dolmetscherin, Übersetzerin für die polnische Sprache, zu der verantwortungsvollen Aufgabe, Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihren Eltern, Inhaber einer Speisegaststätte, und ihrem Verlobten ist das gar nicht recht. Doch sie widersetzt sich und bringt damit ihre Zukunft mit dem reichen Versandhausbesitzer Jürgen Schoormann ins Wanken. Je tiefer Eva in die Materie der Gerichtsverhandlungen eindringt, je mehr sie von den Gräueltaten der Angeklagten erfährt, umso mehr nimmt sie wahr, wie sie sich an lange zurückliegende Ereignisse erinnert, an ihre frühe Kindheit...
In vier Teilen ohne Kapiteleinteilung, aber mit deutlich abgegrenzten Leseabschnitten wird anschaulich und detailreich das Leben in der Bundesrepublik in den 60ern erzählt. Es wird hinter die Fassaden der anscheinend so heilen, intakten Welt geschaut. Es ist die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs und 18 Jahre nach dem Ende des Krieges wollen viele nichts mehr von der Zeit vor 45 wissen. Eva, die durch ihren Geburtsjahrgang (1939) eigentlich gar nichts wissen kann, bekommt von einem jungen Mann (David Miller), der für die Staatsanwaltschaft in dem Auschwitzprozess arbeitet, ihr „Fett“ weg.
„Ihr seid alle so ignorant...Für euch kamen ´33 die kleinen braunen Männchen in einem Raumschiff und landeten in Deutschland,...´45 haben sie sich dann wieder verzogen, nachdem sie euch armen Deutschen diesen Faschismus aufgezwungen hatten.“ [S. 33]
„Sie sind eins von diesen Millionen dummen Fräuleins.“ [S. 34]
Mich beeindruckt bei dem Roman die Authenzität, die Emotionalität. Es gibt viele erschreckende Momente, die mich tief erschüttert haben. Hier bemerkte ich deutlich das Handwerkszeug der Drehbuchautorin. Die Bilder stellten sich wie von selbst ein.
Annette Hess ist es hervorragend gelungen, in ihrer sorgsam eindringlichen, detailgetreuen Darstellung der Ereignisse im Gerichtsprozeß, im Umgang mit den Angeklagten und Zeugen, in den Lebensumständen der Familien Bruhns und Schoormann, die Brisanz darzustellen. Die Älteren schleppen ihre schlimmen Erinnerungen mit sich, die einerseits verdrängt (die Eltern Bruhns) und anderseits als Teil des Krankheitsbildes (Walter Schoormann) immer wieder gegenwärtig werden.
Das Buch besticht durch seine lebendige Erzählung. Die Ausdrucksweise und Lebensart ist originalgetreu wie in den 60ern. Mit „Evas Ungehorsam“ wird auch die Rolle der Frau in dieser Zeit thematisiert. Die Sprache der Autorin empfand ich oft als bildhaft und ausdrucksstark („Der Hellblonde“, „Die Bestie“, „Schimpansengesicht“). Vielleicht hätte es die Figur der Kinderkrankenschwester Annegret (die ältere Schwester Evas) nicht unbedingt bedurft. Dieser Charakter ist sehr problembeladen und verdichtet nochmals das ohnehin sehr emotional packende Thema der Massenvernichtung von Menschen. Ja, und was aus David Miller geworden ist, hätte ich gern noch erfahren! Sein Schicksal bleibt ungeklärt.
„Deutsches Haus“ empfinde ich als gelungenes Romandebüt. Es ist ein Buch, das die Fragen der persönlichen und der kollektiven Schuld thematisiert. Ein Buch gegen die Verdrängung, gegen das Vergessen der größten Massenmorde in der Geschichte der Menschheit. Ein Buch gegen die Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Von mir gibt es sieben von sieben Sternen und eine bedingungslose Kauf-/Leseempfehlung.
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Käufer-Bewertung: anyways
1963
Der 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit sind lange vorbei. Das Wirtschaftswunder hat, zumindest in Westdeutschland, für einigen Wohlstand quer durch die Bevölkerungsschichten gesorgt. Da holt Deutschland sein grausigstes Verbrechen wieder ein. Fast 20 Jahr nach Kriegsende kommt es in den Jahren 1963-1965 zum ersten Auschwitzprozess. Hier siedelt die Autorin ihre Geschichte um die junge Dolmetscherin Eva Bruhns an. Die Mittzwanzigerin lebt mit ihrer älteren Schwester, dem viel jüngeren Bruder und ihren Eltern über der elterlichen Gaststätte „Deutsches Haus“ zusammen. Eva fiebert mit viel Aufregung dem Antrittsbesuch ihres Freundes Jürgen entgegen, wird er an diesem Adventssonntag um ihre Hand anhalten? Der Mittagstisch ist gerade aufgehoben, da erreicht Eva ein Anruf ihres Vorgesetzten. Sie wird dringend bei einer deutsch-polnischen Zeugenbefragung benötigt, da es Ausreiseschwierigkeiten beim polnischen Dolmetscher gab. Als reine Wirtschaftsdolmetscherin hat sie zuerst Schwierigkeiten die Erzählungen des Zeugen Josef Gabor richtig zu interpretieren. Als sie das ganze Ausmaß begreift, der Zeuge spricht von Vergasungen, Folter und Erschießungen ist sie entsetzt. Sie möchte gerne mit ihren Eltern und ihrer Schwester über das Erlebte sprechen, doch dort stößt sie auf totales Unverständnis. Der Krieg ist schon so lange her, und alle hatten es schwer. Eva ist irritiert, gibt den Wunsch, diesen Übersetzerjob zu beenden, jedoch nicht nach. Auch nicht als ihr Verlobter gegen sie insistiert.
Während in der DDR schon seit deren Gründung eine gewisse Gleichstellungspolitik gefahren wurde, war dies in den alten Bundesländern nicht so. Die Emanzipation war staatlicherseits nicht gefördert oder gewollt. Für mich ist es deshalb immer etwas befremdlich zu lesen, wenn die Frau ihre Eltern um Erlaubnis fragen muss, ob sie arbeiten gehen darf. Sogar der Verlobte, rein rechtlich eigentlich völlig unverständlich, kann Veto einlegen und seiner Verlobten die Arbeitserlaubnis verweigern. In diesem Jahrzehnt keimt aber so langsam die Emanzipationswelle in den alten Bundesländern auf und unsere Protagonistin verwandelt sich im Laufe dieses Prozesses von einem wohlbehüteten, leicht naivem Mauerblümchen zu einer selbstbewussten jungen Frau.
Die Autorin nimmt sich der dunkelsten und schwärzesten Geschichte Deutschlands an, und das absolut überzeugend. Opfer, Täter, Mitläufer, Wegseher, Denunzianten und Gerechtigkeitsfanatiker alle bekommen eine Geschichte die glaubwürdig (das liegt auch daran, dass die alten Prozessaufnahmen verwendet wurden) ist. Die Täter die jegliche Schuld von sich weisen. Die Opfer die sich den Grausamkeiten nach zwanzig Jahren erneut stellen müssen, ihren Peinigern wieder gegenübersitzen, die sie in der Regel nur verhöhnen. Und Schlussendlich kann man mit den Urteilsverkündungen nicht zufrieden sein. Annette Hess zeigt anhand der Familie Bruhns wie Schwierig die Aufarbeitung dieser Verbrechen sogar in der eigenen Familie sein kann.
Ein Buch das tief bewegt und eine Geschichte wiederaufleben lässt die man nie vergessen darf.
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Käufer-Bewertung: Ele
Deutsches Haus, Roman von Annette Hess, 368 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Die junge Dolmetscherin Eva erlebt beim ersten Auschwitz-Prozess 1963 in Frankfurt, wie die Gräuel der Nazi-Zeit ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden.
Eva Bruhns wird als Dolmetscherin zu einem Auftrag in das Büro des Generalstaatsanwalts gerufen. Eigentlich übersetzt Eva üblicherweise Wirtschaftstexte aus dem Polnischen. Obwohl sie am Anfang Schwierigkeiten hat, wird sie als Dolmetscherin zum ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt hinzugezogen. Trotzdem ihr Verlobter und ihre Eltern dagegen sind nimmt Eva diese Herausforderung an. Durch das im Prozess erlangte Wissen, verändert sich Evas Bewusstsein und sie bekommt eine Ahnung vom Umfang der Verbrechen. Und sie erkennt, dass ihre Eltern etwas verbergen.
Das Buch gliedert sich in 4 Teile, zwar ohne Kapiteleinteilung aber dennoch in überschaubare Leseabschnitte aufgeteilt. Schlagfertige Dialoge und ein Gebet in hebräischer Schrift lockern die Lektüre auf, machten das Gelesene lebendig. Die Zeugenaussagen im Buch sind aus den Protokollen der Ausschwitz-Prozesse übernommen worden. Die Geschichte flüssig zu erzählen ist der Autorin sehr gut gelungen, da sie als Stilmittel die auktoriale Erzählweise wählt, dadurch kann sich der Leser stets der Sichtweise der einzelnen Charaktere bewusst werden, sie hat es ausgezeichnet geschafft in ihrem Buch Fakten und Fiktion zu verweben. Die Handlung ist flüssig und logisch aufgebaut. Eines kommt zum anderen, nichts wirkt gesucht oder konstruiert, die Botschaft ist tiefgründig und berührt die Seele. Dieses emotionale Buch hatte ich schnell gelesen und ich fühlte mich niveauvoll unterhalten, gut gemacht. Da es sich hier nicht unbedingt um leichte Kost handelt, musste ich das Buch einige Male erschüttert aus der Hand legen. Annette Hess ist bekannt als Drehbuchautorin durch ihre Erfolgsserien Weißensee und Ku‘damm 56 und 59. Auch als Romanautorin konnte sie mich mit vorliegendem Werk überzeugen.
Meine Lieblingsfigur natürlich die Protagonistin Eva, sie machte in dieser Geschichte die größte Charakterveränderung durch. Ihre Entwicklung vom ahnungslosen Mädchen zur selbstbestimmten Frau, hat mir gut gefallen. Wie sie sich von der Bevormundung ihrer Eltern und ihrem Verlobten gelöst hat und ihren eigenen Weg ging, fordert mir unbedingten Respekt ab. Eine unangenehme Person fand ich ihre Schwester Annegret, die vermutlich unter dem erweiterten Münchhausen-Syndrom leidet, dass für sie in der Geschichte ein versöhnliches Ende herausspringt hat sie überhaupt nicht verdient. Ihr Verhalten zeigt m.E., dass die Erlebnisse in der Kindheit, die sie als die Ältere wohl bewusster wahrgenommen hat, sicher nicht spurlos an ihr vorüber gegangen sind. Die Eltern, renommierte Wirtsleute, die das „Deutsche Haus“ führen, handeln aus meiner Sicht, vermutlich aus Verdrängung oder Scham. Z.B. auf S. 39 sagt die Mutter: „ Das ist alles schlimm, was da war. Im Krieg. Aber man möchte das doch gar nicht mehr wissen. Dabei spiegelt sich auch der „Zeitgeist“, denn ein Zeitungsartikel aus dieser Zeit lautete: 70 Prozent der Deutschen wollen den Prozess nicht! (S.65). Die furchtbare Kriegszeit und die schlechte Zeit danach ist vorbei, das Wirtschaftswunder ist in vollem Gange. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie die Autorin das Familienleben in den frühen 60igerJahren eingefangen hat. Gänsebraten, Frankfurter Kranz und Radioprogramm am Sonntagnachmittag 1963, der junge Mann, der seinen Antrittsbesuch bei den zukünftigen Schwiegereltern absolviert, die deutsche Gemütlichkeit dieser Zeit. Leider aber auch die Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern damals. Sogar ein Verlobter konnte seiner Braut verbieten zu arbeiten, das kann man sich heutzutage kaum mehr vorstellen. Jürgen Schoormann, Evas Zukünftiger, Sohn eines Unternehmers, war für mich auch nicht unbedingt ganz normal. Er wollte eine Frau die wie ein Hündchen gehorcht. Da kann ich gut nachvollziehen, dass Eva ihn zwar liebt, ihn aber nicht versteht. Mich hätte auch noch interessiert was aus David Miller geworden ist.
Ich kann Iris Berben nur zustimmen: „Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.“
Ich finde es ist wichtig, dass dieses Buch viele Leser findet und möchte eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Natürlich auch volle Punktzahl 7 Sterne.
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Käufer-Bewertung: lesen-ist-leben
„Deutsches Haus“ ist ein 368 seitiger Roman von Annette Hess. Das Buch erschien am 21.09.2018 im Ullstein Verlag.
Zusammenfassung:
Eva Bruhn ist Dolmetscherin und wird unvorhergesehen für den ersten Auschwitz Prozess engagiert. Sie nimmt die Stelle, trotz des Widerstandes ihrer Familie und ihres Verlobten, an. Im Zuge des Prozesses ergeben sich persönliche Verbindungen zu Auschwitz, wodurch die Beziehungen zu den Eltern und dem Verlobten auf die Probe gestellt werden.
Meine Meinung:
Das Cover finde ich passend gewählt. Es zeigt das typische Bild einer Frau aus den 1960er Jahren. Die Autorin schreibt flüssig und authentisch. Gut gelungen finde ich die Gewichtung der einzelnen Handlungsstränge. Man bekommt Einblicke in das einfache Leben von Wirtsleuten, Eva und ihrer Schwester Annegret. Zudem von Evas gut situierten Verlobten Jürgen und einem Mitarbeiter der Anklage mit deren Ängsten, Hoffnungen und Wünschen. Und zum Anderen werden die NS-Verbrechen thematisiert.
Es ist insgesamt eine angenehme Mischung, sodass man einen Einblick in die Lebensweise der 1960er Jahre und der Kriegszeit bekommt. Die Autorin beschreibt bildhaft, wie sich die Menschen kleideten und wie ihr Alltag zu der jeweiligen Zeit war.
Gut herausgearbeitet ist zudem die Stellung der Frauen zu dieser Zeit. Emanzipation war damals noch ein Fremdwort. Als verheiratete Frau durfte man bspw. nur arbeiten, wenn es der Ehemann erlaubte. Man musste offiziell um die Hand anhalten. Alles war sehr förmlich, was heute kaum noch vorstellbar ist.
Die Autorin spricht aber nicht nur die NS-Vergehen an. Sie spricht über eine alte Schuld (Jürgen) und verweist, im konkreten Fall mit Annegret, auf die heutige Zeit. Wie verhalten sich Menschen, wenn sie Schuldgefühle haben oder jemand Unrecht tut? Hätte der Arzt seine Entdeckung anzeigen müssen, auch wenn er mit Annegret eine Affäre hatte oder ist das Wegsehen und ignorieren der Taten in Ordnung? Diese und andere Fragen haben sich die Menschen vermutlich auch im Krieg gestellt. Ein gelungener Kniff der Autorin, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft.
Fazit:
Es ist ein gelungenes, gut durchdachtes und sehr lesenswertes Buch, welches den Leser nicht nur in die NS-Zeit, sondern auch die Nachkriegszeit mitnimmt. Es lädt zum Nachdenken und Diskutieren ein.
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Käufer-Bewertung: petra wiechmann
Eva ist 24 Jahre und Dolmetscherin für die polnische Sprache. Sie wird gebeten beim ersten Ausschwitz Prozess in Frankfurt zu übersetzen. Ihre Eltern die eine eigene Gaststätte haben und ihr Verlobter ein Versandhaus Erbe sind strikt dagegen. Eigentlich hat sie sehr wenig Selbstbewusstsein und wünscht sich einen starken Mann an ihrer Seite. Nur in diesen Punkt gibt sie nicht nach.
Für alle Beteiligten ändert sich durch den Prozess ihr Leben.
Dieses Buch ist herausragend zu diesem Thema.
Unaufgeregt erzählt die Autorin den Roman, aber zwischen den Zeilen spürt man den tiefen Respekt, den sie gegenüber den Opfern die ihr Leid noch einmal erleben als sie ihre Zeugenaussagen machen, empfindet. Auch die mühselige Arbeit der Staatsanwaltschaft wird gewürdigt.
Es findet sich alles in diesem Buch wieder: Täter, Opfer, Prozess Beteiligte, Mitläufer, Menschen mit der Gnade der späten Geburt und Überlebende die mit ihrem Schicksal hadern.
Man könnte sagen davon habe ich schon genug gelesen aber das stimmt nicht, denn in diesem Roman werden Zusammenhänge zwischen den Verbrechen der Nazizeit, die Gleichgültigkeit der Menschen ( es ist Zeit zu vergessen, wir müssen nach Vorne sehen ) mit den aktuellen Ereignissen gezogen ( Ausländer raus, Deutschland den Deutschen ) es ist ein wichtiges Buch gerade jetzt.
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Annette Hess stammt aus Hannover und studierte zunächst Malerei und Innenarchitektur, später Szenisches Schreiben. Sie arbeitete als freie Journalistin, Regieassistentin sowie Drehbuchlektorin. Seit 1998 ist sie ausschließlich als Drehbuchautorin tätig. Bekannt wurde sie durch ihre Fernsehserien Weissensee, Kudamm 56 und Kudamm 59. Annette Hess lebt in Niedersachsen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Grimme-Preis, den Frankfurter Preis der Autoren sowie den Deutschen Fernsehpreis. Deutsches Haus ist ihr erster Roman.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3550050244 |
10-stellige ISBN | 3550050240 |
Verlag | Ullstein Verlag GmbH |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 21. September 2018 |
Seitenzahl | 365 |
Format (L×B×H) | 21,1cm × 13,2cm × 3,5cm |
Gewicht | 485g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
Mehrwertsteuer | 7% (im angegebenen Preis enthalten) |
Belletristik - Erzählende Literatur
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Vielen Dank, dass Sie so eine nette Alternative zu Amazon anbieten.
Kathrin H. aus Barsbüttel
DANKE, dass es noch engagierte Leute gibt, die über den eigenen Tellerrand denken, die auch noch eine Alternative bieten, zu etwas, das ich immer mit schlechtem Gewissen genutzt habe. Ich hoffe, dass ihr immer bekannter werdet!
L. F. aus Ingolstadt
Sie werden enormen Zulauf bekommen, da bin ich mir sicher.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich Ihren pragmatischen Idealismus bewahren und noch viel mehr Gutes tun können, so wie Sie sich das erhoffen.
Claudia B. aus Pfaffenhofen
Ich möchte einfach mal wieder meine Hochachtung für Eure Arbeit aussprechen. Gestern Buch bestellt, heute bei mir, super verpackt, - einfach unglaublich wie zuverlässig und schnell Ihr seid, und das noch obendrauf auf Eure Mission, die ohnehin so bewundernswert ist... Ich bin weniger als ein Jahr vom Achtzigsten entfernt und deshalb besonders gerührt über Eure "altmodischen" und zwischenmenschlichen Tugenden.
Christa L. aus München
Ich freue mich jedesmal, wenn ich Ihre Website öffne, dass es Sie gibt, neben all den Raffgeiern in der Wirtschaft. Als mich ein Freund, auf Ihre Seite aufmerksam machte, war ich erstaunt, dass es Menschen wie Sie gibt.
T.B.