Neapel in den Neunzigern, Giovanna ist dreizehn Jahre alt, die Vorzeigetochter kultivierter Mittelschichtseltern, eine strebsame Schülerin. Doch plötzlich verändert sich alles, ihr Körper, ihre Stimmung, die Noten brechen ein, und immer öfter gerät sie mit ihren Eltern aneinander. Zufällig kommt Giovanna der Vorgeschichte ihres Vaters auf die Spur, der aus einem ganz anderen Neapel stammt, einem leidenschaftlichen, vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum, aber die Geheimnisse, auf die sie da stößt, verstören sie. Und als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, verliert sie vollends die Fassung. Denn wem kann sie überhaupt noch trauen? Und was soll ihr Halt geben? Oder ist sie selber bereits unrettbar verwoben in dieses lügenhafte Leben der Erwachsenen?
Elena Ferrante hat ein Bravourstück geschaffen und einen traurigen und schönen Roman geschrieben: über die Heucheleien der Eltern, die Atemlosigkeiten und Verwirrungen der Jugendzeit und über das Drama des Erwachsenwerdens. Darüber, wie es ist, ein Mädchen zu sein und eine Frau zu werden.
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Käufer-Bewertung: meggie3
Giovanna lebt mit ihren Eltern im Neapel der Neunzigerjahre und wächst die ersten Jahre ihres Lebens behütet auf. Sie vergöttert ihren Vater, der wie Giovannas Mutter als Lehrkraft an einer Schule arbeitet und zusätzlich Texte und Aufsätze für Zeitungen verfasst. In einem Umfeld, das viel Wert auf Intellektualität legt, schreibt Giovanna gute Noten. Bis sie auf das Gymnasium kommt und ihre bis dato heile Welt Risse bekommt. Sie kämpft mit sich, mit ihren Eltern und nimmt Kontakt zur Schwester ihres Vaters auf, zu der er jeden Kontakt abgebrochen und an ihr kein gutes Haar gelassen hat. Giovanna lernt eine Welt außerhalb des schönen Viertels, in dem sie aufgewachsen ist, kennen.
Elena Ferrante gelingt es herausragend, Giovannas Selbstzweifel, die Wut auf sich und alle anderen und den Wunsch nach Zuneigung zu beschreiben. Ich habe Giovanna nicht immer verstanden, sie sich aber auch nicht. Dieser zunächst erstmal paradox anmutende Umstand macht diesen Roman für mich so besonders. Denn obwohl mir Giovanna in einigen Situationen ein Rätsel geblieben und teilweise das Gegenteil von liebenswürdig ist, habe ich sie als spannende, authentische und eben doch sympathische Protagonistin empfunden. Ich finde es schwierig, Elena Ferrantes Schreibstil in „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ einzuordnen. Es gab Passagen, die ich als sehr intensiv und fesselnd wahrgenommen habe, aber auch Abschnitte, mit denen ich weniger gut zurechtgekommen bin. Für mich war der Roman nicht wie aus einem Guss, trotzdem habe ich ihn insgesamt gerne gelesen. Besonders spannend und eindrücklich war für mich das Spannungsfeld zwischen den beiden Welten, in denen sich Giovanna bewegt, aber eben auch das Verschwimmen und ineinander übergehen der zu Beginn noch scharfen Trennlinien, beispielsweise zwischen Giovannas Vater und Tante.
Alles in allem habe ich den Roman als gut zu lesen empfunden, der einigen Eindruck bei mir hinterlässt.
Käufer-Bewertung: begine
Die Schriftstellerin Elena Ferrante wurde mit ihrer neapolitanischen Saga bekannt.
„Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ spielt in den 1990er Jahren in Neapel. Der Roman hat die bekannte Art der Saga.
Diesmal spielt der Roman in der Oberstadt, da leben die reicheren Menschen.
Die Geschichte wird von der 13jährogen Giovanna erzählt. So erfährt man hautnah ihre Empfindungen.
Sie hört, das ihr Vater sagt, sie wäre wie ihre Tante Vittoria. Die wohnt in der Unterstadt, von da stammt auch ihr Vater, der hat sich heraufgearbeitet.
Giovanna beobachtet jetzt die Erwachsenen und ist erschüttert. Nichts ist mehr wie sie dachte.
Sie ist ein Teenager, der typischerweise rebelliert, sie macht Erfahrungen mit der Sexualität.
Die Autorin zeigt den Unterschied der Personen der Ober- und Unterschicht in Neapel, mit angenehmer Sprache.
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Käufer-Bewertung: Inge Weis
Und wieder einmal Neapel. Diese blöden Erwachsenen - in ihrem neuen Neapelroman schlüpft Elena Ferrante in die Rolle eines Teenagers, der an seinen Eltern verzweifelt. Nicht immer ganz überzeugend. Elena Ferrante ist nicht die erste Vertreterin ihrer Zunft, die Neapel ein literarisches Denkmal gesetzt hat - aber sicherlich die erfolgreichste. Es ist ein Roman, der das Erwachsenwerden einer Schülerin mit ihrer Stadt und ihrem ganzen Land in nahezu genialer Weise verknüpft. In "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" führt die Autorin ihre Leser wieder in die drittgrößte Stadt Italiens, aber diesmal ins Neapel der Besserverdiener. Ging es in ihren früheren Romanen in die schäbigen Elendsquartiere Neapels, so ist nun die Oberstadt am Vomero-Hügel der Schauplatz - wo die Besserverdiener leben und von wo man einen postkartenwürdigen Ausblick auf den Vesuv und die prächtige Bucht von Neapel har. Die Hauptfigur, die Schülerin Giovanna, zu Beginn der Handlung 1992 ist sie 13 Jahre alt. Sie muß lernen, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden. Also, was ging in der Welt der Erwachsenen vor, im Kopf von höchst vernünftigen Menschen, in ihren ideenbeladenen Körpern, fragt sich Giovanna. Erst entdeckt sie, dass es da eine Tante und noch mehr Verwandtschaft in der Unterstadt gibt, von denen sie gar nichts wusste. Ihr Vater, Gymnasiallehrer und stadtbekannter Intellektueller, will mit denen da unten nichts zu schaffen haben. Dann kommt heraus, dass der Vater die Mutter schon seit vielen Jahren betrügt, und zwar mit der Frau seines besten Freundes und Mutter von Giovannas Freundinnen Angela und Ida. Verunsichert macht sich Giovanna auf die Suche nach der Herkunft ihres Vaters, der aus einem fremden Neapel stammt, einem leidenschaftlichen und vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum und trifft auf eine Welt voller verstörender Geheimnisse. Als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, ist sie vollends erschüttert. Die Eltern trennen sich. Giovanna, bis dahin eine Musterschülerin mit Faible für klassische Literatur, lässt in der Schule stark nach und interessiert sich bald mehr für Jungs als für Bücher.
Freundschaft und Familienzwist, Liebe und Verrat, Vergangenheit, die sich nicht verdrängen lassen will, finden die Leser auch im neuen Roman wieder. Und einmal mehr ist Neapel selbst eine der Protagonistinnen. Gegen den Willen der Eltern besucht Giovanna die Tante Vittoria, steigt ab aus den lichten Höhen des Rione Alto und lernt, wie in Neapel topographische Höhe und soziale Schicht zusammenhängen. Die Assoziation verlogene Reiche oben und herzensgute Arme unten wirkt allerdings manchmal etwas klischeehaft. Die Handlung plätschert ohne große Höhepunkte dahin, der Lesesog mag sich nicht recht einstellen. Die Schilderungen von Sexualität sind derb und nicht unbedingt gelungen. Nach der Lektüre dieses neuen Romans bleibt der Eindruck, dass die Autorin eine 1944 geborene Ich-Erzählerin authentischer darstellen kann als einen 1979 geborenen Teenager. Nichts desto trotz, "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" ist so fesselnd wie Ferrantes außergewöhnliche Romane. Mit einem veritablen Spannungsbogen erzählt ist dieses Buch erschütternd und unbequem - und gerade deshalb so gut! Wer sich gerne in Abgründe ziehen lässt und Dramatik liebt, ist hier sehr gut beraten! Lesen!
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Käufer-Bewertung: Emmmbeee1
Giovanna ist 13 und lebt behütet in einer kultivierten Mittelschichtswelt, hoch oben auf den Anhöhen über Neapel. Als sie hört, wie ihr Vater sie hässlich nennt, da sie offenbar immer mehr nach ihrer Tante Vittoria kommt, ist sie tief erschüttert. Fand ihr Papa sie bisher etwa nicht hübsch, ja schön? Und wer ist diese Vittoria überhaupt, die man so sorgfältig vor ihr verbirgt? Sie spürt der offensichtlich vulgären Herkunft ihres Vaters nach und gerät in Abgründe, die sie verstören.
Als sie zudem bemerkt, dass ihre Mutter den Zärtlichkeiten anderer Männer aufgeschlossen ist, verliert Giovanna das kindlich-naive Vertrauen zu einer Welt, in der sie sich bisher geborgen und sicher gefühlt hat. Was sollte sie noch glauben, wem vertrauen? Durch das gewaltige und alles überziehende Lügennetz der Erwachsenen sieht Giovanna eine Welt, die ihr nicht allzu lebens- und liebenswert erscheint. Widersprüche noch und noch tun sich auf, sie scheint keinem mehr trauen zu können. Es sind die Neunzigerjahre, Giovanna steht auf der Schwelle zum Frau-Sein, und gerade jetzt würde sie Halt benötigen.
Obwohl die einzelnen Episoden gewohnt unterhaltsam und kurzweilig zu lesen sind, dringt doch wieder der melancholisch- gedämpfte Ferrante-Ton durch. Es scheint keine richtig glücklichen Frauen zu geben, nur solche, die sich vormachen, glücklich zu sein. Oder solche, die resignieren und auf ausgeleierten Gleisen fahren.
In sieben Abschnitte geteilt, begleitet der Leser Giovanna durch die schwierigen Jahre der Pubertät, in denen sie mit Widersprüchen, Gegensätzen, dem körperlichen Unbehagen zu kämpfen hat und zurechtkommen muss.
Unbehagen hat auch mich während des Lesens nie verlassen. Die Sprache war sicher authentisch, lebendig, bildhaft. Die Autorin malt kontrastreiche Szenenbilder, vermag die Spannung bis zum Schluss mit Drive zu halten. Dennoch verleidet mir diese immerwährende Traurigkeit die Lust am Lesen der Ferrante-Bücher. Schon die zuletzt erschienenen Romane haben mich ziemlich hinuntergezogen.
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Käufer-Bewertung: MiB
Eigentlich eine recht unspektakuläre Geschichte, die Elena Ferrante in ihrem neuen Roman erzählt - eine Geschichte, die wir alle kennen - die Geschichte vom Erwachsenwerden. Die dreizehnjährige Giovanna, Neapel in den 90-ern (wobei diese Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielt), einem gutbürgerlichen Elternhaus entstammend. Als Leser*in dürfen wir Giovanna bei ihrem Erwachsenwerden begleiten - und das besondere ist, Ferrantes Geschichte ist weit mehr als nur ein 'coming of age' - es geht um Bildungsunterschiede, um Familienkonflikte und vor allem um die Suche nach der eigenen Identität. Giovannas Schlüsselerlebnis zu beginn ist, wie sie zufällig mitbekommt, dass ihr Vater sie mit seiner Schwester, Giovannas Tante vergleicht, die er als hässlich bezeichnet. Dies erlebt Giovanna als eine extreme Kränkung ihres Selbstwertgefühls und ist im Folgenden bemüht, ihre Tante Valleria kennenzulernen, nicht nur um für sich die Frage zu beantworten, ob sie selbst tatsächlich hässlich sei, sondern vor allem auf der Suche nach der eigenen Identität. Mit diesem Vorhaben reift Giovanna heran zu einer jungen Frau, entwickelt Sehnsüchte nach einem anderen Leben (idealisiert den um Jahre älteren Intellektuellen Roberto), findet am Ende aber zurück zu einem bescheidenen Anfang für ihr Erwachsensein, indem ihre geheime Liebe zu Roberto sich nicht erfüllt, aber der Anlass ist, sich in all ihrer Sehnsucht von dem 'einfach gestrickten' Rosario entjungfern zu lassen und so das Ende der Kindheit einzuläuten.
Elena Ferrante ist eine großartige Geschichtenerzählerin - fast schon egal, was sie erzählt - es ist reinste Poesie. Selten ist es jemandem gelungen die Irrungen und Wirrungen dieser Lebensphase derart differenziert, einfühlsam und auch gleichzeitig nüchtern zu erzählen.
"Wir beide sind nunmal so, bei schönen Gedanken werden wir schön, aber bei schlechten werden wir hässlich, die müssen wir uns aus dem Kopf schlagen."
Und der zentrale Satz des Buches lautet vielleicht "Ich muss wissen, wer ich wirklich bin und was für ein Mensch ich werden kann."
Unbedingt lesen!!!
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Käufer-Bewertung: brauneye29
Zum Inhalt:
Für die dreizehnjährige Giovanna bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass sie angeblich immer hässlicher werde so wie ihre Tante Vittoria, die sie nicht einmal kennt. So will sie diese kennen lernen und kommt so immer mehr mit den Lügen der Erwachsenen in Kontakt und weiß irgendwann nicht mehr was wahr und was gelogen ist.
Meine Meinung:
Ja, das Buch hat einen gewissen Reiz und es ist auch nicht schlecht geschrieben, aber berühren konnte es mich nicht. Die Protagonisten bleiben mir seltsam fremd. Auch konnte ich viele Verhaltensweise sowohl von Giovanna als auch ihrer Familie nicht nachvollziehen. Dennoch glaube ich, dass das Buch eine großere Anhängerschaft finden wird. Für mich blieb es einfach ein Roman, den ich wieder schnell vergessen werde.
Fazit:
Hat mich nicht berühren können.
Käufer-Bewertung: yellowdog
Elena Ferrante ist eine der wenigen Superstars der zeitgenössischen europäischen Literatur.
Wer Ferrantes Neapel-Saga liebte, kann wahrscheinlich auch mit ihrem neuen Roman etwas anfangen, da die Stimmung in eine vergleichbare Richtung geht. Auch hier ist die Handlung in Neapel angesiedelt.
Die Erzählerin Giovanna ist ein 13jähriges sensibles Kind. Eine einzige Bemerkung ihres Vaters, die sie heimlich mit anhört, bewegt eine große Irritation bei ihr. Das wird ein Riss in ihrem Leben.
Ihr Vater sagte, das Giovanna ganz nach ihrer Tante Vittoria kommt. Aber wer ist diese Tante, mit denen die Familie keinen Kontakt hat und die so hässlich und böse sein soll?
Giovana Bild von sich selbst ändert sich und sie beschließt unbedingt ihre Tante kennen zu lernen. Die Begegnung mit dieser beeindruckenden Frau verändert ihr Leben. Über den Zeitraum von ein paar Jahren wird Giovannas Entwicklung gezeigt.
Elena Ferrante hat die Fähigkeit von der Verlusterfahrung des Mädchens so intensiv zu erzählen, weil sie aus deren Perspektive erzählt und den Leser dicht an die Hauptfigur heranzieht.
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Käufer-Bewertung: Bücherwelt1967
Bestsellerautorin Elena Ferrante hat mit ihrem neuen Buch einen wunderbaren Roman über das Erwachsenwerden geschrieben.
Im Mittelpunkt steht Protagonistin Giovanna, die in den Neunzigern im wohlhabenden Teil von Neapel aufwächst. Sie ist die wohlerzogene Tochter eines Lehrerehepaares. Ihr Vater ist zum Bildungsbürgertum aufgestiegen, verächtlich blickt er auf seine unkultivierte Schwester, die den Absprung aus dem Armenviertel nicht geschafft hat.
Giovanna trifft sich jedoch mit ihrer Tante und lernt durch sie ein völlig anderes Leben kennen. Sie stößt auf Familiengeheimnisse, die ihr Vertrauen erschüttern. Der Roman spricht die typischen Themen eines Coming-of-Age-Romans wie etwa Identitäts- oder Wahrheitssuche oder die Heucheleien der Eltern an. Ferrante erzählt gekonnt auf hohem Niveau, ihre Figuren sind lebendig und authentisch.
Ihr ist ein unterhaltsames Buch gelungen, das jedoch nicht ganz so packend wie die Neapolitanische Saga ist.
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Käufer-Bewertung: Anna625
Giovanna ist 13 als sie entdecken muss, dass die Welt keineswegs so ist, wie sie immer dachte, und dass Menschen fehlbar sind. Ausgelöst durch die Aussage ihres Vaters, Giovanna werde immer mehr wie dessen Schwester Vittoria, beginnt Giovannas Entwicklung von einem Kind zur jungen Erwachsenen. Um zu erfahren, was an der Sache mit Vittoria dran ist, stellt Giovanna den Kontakt zu ihr her, den die Eltern schon vor vielen Jahren abgebrochen haben. Und stellt fest, wie sehr sie diese andere, unbehütetere Welt fasziniert. Merkt, dass auch Vittorias Sicht der Dinge durchaus ihre Berechtigung hat und muss langsam aber sicher erkennen und akzeptieren, dass weder ihre Eltern, noch sie selbst, noch sonst irgendein Mensch perfekt ist und dass jeder seine persönlichen Abgründe hat.
So wendet Giovanna sich langsam aber sicher immer mehr ab von ihrer behüteten Kindheit und einem Leben zu, in dem sie lernt, unabhängig von anderen Entscheidungen zu treffen, in dem sie sich selbst einen Weg erarbeitet, den Alltag zu bestreiten. Im Mittelpunkt steht dabei der Konflikt innerhalb der Familie, alte Streitigkeiten zwischen Vater und Tante, aber auch die Beziehung der Eltern zu Eltern der besten Kindheitsfreundinnen Giovannas. Und sie lernt: bei allem, was die Erwachsenen tun, tun sie vor allem eines: Sie lügen. Sie manipulieren sowohl die Wahrheit als auch andere Menschen, um ihre Ziele zu erreichen, um möglichst gut dazustehen. Immer weiter dringt Giovanna in dieses schier endlose Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten ein, tauscht die oberflächliche Sicht eines unerfahren Kindes gegen die ruhige, abschätzende einer jungen Frau. Dabei dreht sich nach wie vor alles um den Auslöser ihres Wandels - die Möglichkeit, dass sie zu einer zweiten Vittoria wird, dass sie deren Aussehen annimmt, dürr und hässlich wird, und dass sie sich ihr auch innerlich immer weiter annähert. Dieser Gedanke erschreckt sie zutiefst und fasziniert sie zugleich, sodass die Beziehung zu Tante Vittoria ein Wechselspiel ist aus äußerster Ablehnung einerseits und dem sehnlichen Wunsch nach Anerkennung andererseits.
Erzählt wird in der ersten Person aus Sicht Giovannas, und mit ihr wurde der Geschichte eine wirklich interessante Protagonistin zuteil. Denn Giovanna berichtet dem Leser offen und ehrlich von ihren Gedanken, schreckt nicht davor zurück, auch ihre eigenen Ängste, ihre manchmal zweifelhaften und schlechten Entscheidungen zu offenbaren. Giovanna beschönigt dem Leser gegenüber nichts, am wenigsten sich selbst, und damit ist ihr eine Eigenschaft gegeben, die den Menschen um sie herum fehlt. Elena Ferrante legt es nicht darauf an, mit Giovanna eine sympathische Protagonistin zu schaffen, und genau darum geht es ja - Giovanna ist ehrlich, und sie steht damit permanent im absoluten Kontrast zur gesamten Welt des Erwachsenseins, die bis in ihre Grundfesten auf Lügen basiert.
Giovanna hat eine sehr interessant und vielschichtig beschriebene Persönlichkeit und es ist spannend, sie bei ihrer Entwicklung zu beobachten und sie auf dem Weg durch die Pubertät zu begleiten. Sie macht sich viele Gedanken über sich selbst, ihre Rolle im Leben, ihre Beziehungen zu Eltern, Freunden, Verwandten. Sie sammelt erste Erfahrungen darin, sich in ihrem weiterentwickelnden Körper zurechtzufinden und erlangt gleichzeitig die Fähigkeit, andere Menschen zu duchschauen und die Motive ihres Handelns zu ergründen. Denn auch über andere Menschen denkt sie sehr viel nach und lernt dadurch, sich selbst von den anderen zu unterscheiden, sich zu einem Individuum, einer eigenen Persönlichkeit zu entwickeln.
Etwas an Giovannas Art hat mich beim Lesen sehr fasziniert und so sehr gepackt, dass ich immer weiter hätte lesen können. Mitanzuschauen, wie das kleine, angepasste Mädchen beginnt, sich gegen die ihr von Eltern und Bekannten aufgezwungene Ordnung, den ihr aufgezwungenen Lebensstil überhaupt, zu erheben, um seinen eigenen Weg zu gehen, hat mir sehr gut gefallen. Vor allem auch, da dieser Weg definitv alles andere als gerade verläuft, er gleicht mehr einem verschlungenen, halb zugewucherten Pfad, den Giovanna bezwingen muss, um die Reise ins Erwachsenenleben zu bewältigen. Doch man spürt beim Lesen, wie sehr sie an dieser schwierigen Aufgabe, an Fehlern und Irrtümern wächst und nach und nach ihre Kindheit abstreift, um sich zu einer selbstbestimmten Person zu entwickeln.
Der Schreibstil Elena Ferrantes hat mir gut gefallen und einen angenehmen Lesefluss ermöglicht, und ich hatte auch nie das Gefühl, dass ich mich zum Weiterlesen motivieren muss. Eher im Gegenteil, ich hatte sehr angenehme Lesestunden und fand es schade, als ich gemerkt habe, dass sich das Buch schon dem Ende zuneigt. Alles in allem bin ich begeistert von diesem Buch und kann es nur wärmstens weiterempfehlen!
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Elena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre vierbändige Neapolitanische Saga bestehend aus Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes ist ein weltweiter Bestseller. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag auch Ferrantes frühere Romane Lästige Liebe, Tage des Verlassenwerdens und Frau im Dunkeln, sowie der Band Frantumaglia, der Briefe, Aufsätze und Interviews versammelt.
Karin Krieger übersetzt vorwiegend aus dem Italienischen und Französischen, darunter Bücher von Elena Ferrante, Claudio Magris, Anna Banti, Armando Massarenti, Margaret Mazzantini, Ugo Riccarelli, Andrea Camilleri, Alessandro Baricco und Giorgio Fontana. Sie war mehrfach Stipendiatin des Deutschen Übersetzerfonds und erhielt 2011 den Hieronymusring.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3518429525 |
10-stellige ISBN | 3518429523 |
Verlag | Suhrkamp Verlag AG |
Sprache | Deutsch |
Originalsprache | Italienisch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 01. September 2020 |
Seitenzahl | 415 |
Originaltitel | La vita bugiarda degli adulti |
Format (L×B×H) | 21,3cm × 13,5cm × 4,0cm |
Gewicht | 520g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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Ich möchte einfach mal wieder meine Hochachtung für Eure Arbeit aussprechen. Gestern Buch bestellt, heute bei mir, super verpackt, - einfach unglaublich wie zuverlässig und schnell Ihr seid, und das noch obendrauf auf Eure Mission, die ohnehin so bewundernswert ist... Ich bin weniger als ein Jahr vom Achtzigsten entfernt und deshalb besonders gerührt über Eure "altmodischen" und zwischenmenschlichen Tugenden.
Christa L. aus München
DANKE, dass es noch engagierte Leute gibt, die über den eigenen Tellerrand denken, die auch noch eine Alternative bieten, zu etwas, das ich immer mit schlechtem Gewissen genutzt habe. Ich hoffe, dass ihr immer bekannter werdet!
L. F. aus Ingolstadt
Bin begeistert wie schnell und unkompliziert das alles bei Euch ist. Finde ich echt toll.
Martina K.
Vielen Dank für die tolle Alternative zu amazon!
Johannes Wagner
Also Ihr Engagement und Service berühren mich echt, vor allem diese prompte Kommunikation. Das hat heute schon Seltenheitswert!
Urlsula G. aus Heidelberg